Agile & Low-Code – Eine Hochzeit im Himmel ?

17. Mai 2023

Wie Low-Code helfen kann einige der typischen Probleme bei der agilen Umsetzung zu vermeiden.

In meiner langjährigen Arbeit als Trainer, Coach und Teammitglied in der agilen Transition eines Großkonzerns bin ich in vielen Vorhaben und Teams immer wieder auf ähnliche Impediments gestoßen.

Kein Wunder: Den Meisten dürften diese in ähnlicher Form aus eigener Erfahrung bekannt sein.

Nach meinem Erfahrungsbericht zu ersten Gehversuchen mit Low-Code mit der OutSystems Plattform, bin ich seit über einem Jahr in Low-Code Projekten als Business-Consultant und agile Coach im Einsatz.

In dieser Zeit ist ein Vorgehensmodell entstanden, das die Ansätze eines agilen Vorgehens nach Scrum mit den Erfordernissen und Vorteilen von OutSystems verbindet.

Zu den überraschenden Erkenntnissen gehört, dass sich einige der bekannten Impediments mit Low-Code sehr schön lösen lassen.

👉 Learning 1: Estimation in Story Points mit Referenz-Stories

Eine Schätzung in Story Points braucht eine Bezugsgröße, unter der sich alle am Prozess Beteiligten etwas konkretes vorstellen können. Was passiert aber, wenn jedes Teammitglieder eine andere Bezugsgröße im Kopf hat? Das habe ich vor vielen Jahren in der Glosse Jamaika-Scrum auf die Schippe genommen.

Als hilfreiches Konstrukt zum Schätzen haben sich Referenz-Stories längst etabliert. So können User-Stories mit bekannten Themen und auf Erfahrung basierenden Story Points verglichen werden.

In Low-Code lässt sich das besonders schön und einfach gestalten, weil alle Aktivitäten in Daten, Logik und UI (bis auf Custom-Extensions) sowieso auf einem Baukastensystem basieren.

Damit lassen sich Projekt-übergreifend wieder verwendbare Referenz-Stories sehr schön formulieren und abgrenzen.

👉 Learning 2: Der erste Sprint geht schief – oder doch nicht?

In der Supervision von einigen hundert agilen Vorhaben ist (sicher nicht nur mir) immer wieder aufgefallen, dass gerade im ersten Sprint die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt werden konnten. Neben der Teamfindung oder unreifen User-Stories waren vor allem die unterschätzten Rüstzeiten für Infrastruktur, Konfiguration und Berechtigung der Zielumgebung ein wiederkehrendes Thema.

Bei einer Low-Code Plattform wie OutSystems wird jedoch die komplette Infrastruktur eines SW-Projekts in der AWS-Cloud (oder on premise) vom Entwickler durch ein einfaches Publishen des Codes vollautomatisch erzeugt und der Code deployed. Nach dem einmaligen Einrichten der Plattform ist das für jedes einzelne Projekt so einfach möglich: Produktivität vom ersten Tag an.

👉 Learning 3: Inspect & Adapt

Eines der Grundprinzipien und Methoden der agilen Umsetzung!

OutSystems unterstützt das durch sehr schnell sichtbare Ergebnisse und eine einfache Möglichkeit zum Feedback.

In der Testumgebung können User Feedback und Kommentare direkt in der Applikation hinterlassen, anstatt umständlich mit Screenshots und Beschreibungen Bugs zu erstellen. Für komplexe Fehler sollte mal freilich nicht auf ein Bug-Tracking Tool verzichten, aber für einfach zu behebende Themen ist das ein sehr effizienter Weg, denn der Entwickler sieht sofort welchen Code es betrifft.

👉 Learning 4: Fachkräftemangel und das Versprechen vom „Citizen Developer“

Eines der Versprechen von Low-Code ist, den Fachkräftemangel bei Entwicklern ein Stück weit aufzufangen: „Mit Low-Code kann jeder SW entwickeln„. Ich war da von Anfang an eher skeptisch und meine eigenen Gehversuche haben mir die Grenzen schnell aufgezeigt.

Wenn aber ein erfahrener Architekt und Senior-Entwickler die grundsätzliche Architektur und die Leitplanken gesetzt hat, lassen sich tatsächlich fachfremde Rookies sehr gut und zügig an die Entwicklung heranführen. 

Low-Code gehört die Zukunft und ist längst in der Gegenwart angekommen.

Für alle die den Sprung vom klassischen Wasserfall zum agilen Vorgehen längst gemacht und schätzen gelernt haben, besteht hier sehr viel weiteres Potential für die tägliche Arbeit.

Über den Autor: Frank Eiberle ist Management Consultant bei der PICA und in Low-Code Projekten als Business Analyst und Coach tätig.

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